Darüber hinaus wollten wir ein neues Konferenzformat erproben, um die Gleichstellung und kulturelle Vielfalt der Teilnehmer:innen zu fördern und die Treibhausgasemissionen pro Teilnehmer:in zu reduzieren. Diese zusätzlichen Ziele stehen im Einklang mit den Ethikrichtlinien verschiedener wissenschaftlicher Gesellschaften, darunter auch der Psychologengesellschaften, denen viele ICMPC-Teilnehmer:innen und ESCOM-Mitglieder angehören.
Die American Psychological Association (APA) veröffentlicht umfassende ethische Richtlinien unter dem Motto „Die Psychologie voranbringen, um der Gesellschaft zu nützen und das Leben der Menschen zu verbessern“. Die folgenden Auszüge (aus dem Englischen übersetzt) sind für Fragen der kulturellen Vielfalt und der ökologischen Nachhaltigkeit und damit für ein Multi-Hub-Konferenzformat relevant.
Allgemeines. „Die Entwicklung dynamischer ethischer Standards für das arbeitsbezogene Verhalten von Psychologen erfordert persönliches Engagement und lebenslanges Bemühen, ethisch zu handeln, Studierende, Supervisanden, Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen zu ethischem Verhalten zu ermutigen und sich mit anderen über ethische Probleme zu beraten.“ Dieser Punkt impliziert, dass Ethik in allen Aspekten der psychologischen Forschung, Lehre und Praxis eine Rolle spielt. Dazu gehört, wie internationale Konferenzen organisert werden.
Macht und Verantwortung. „Da die wissenschaftlichen und beruflichen Urteile und Handlungen von Psycholog:innen das Leben anderer beeinflussen können, achten sie auf persönliche, finanzielle, soziale, organisatorische oder politische Faktoren, die zu einem Missbrauch ihres Einflusses führen könnten, und hüten sich davor.“ „[Psycholog:innen] sind sich ihrer beruflichen und wissenschaftlichen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und den spezifischen Gemeinschaften, in denen sie arbeiten, bewusst. Psycholog:innen … übernehmen angemessene Verantwortung für ihr Verhalten…“ Diese Sätze legen nahe, dass Psycholog:innen alle positiven und negativen Auswirkungen ihrer Forschungstätigkeit auf andere Menschen berücksichtigen sollten. Treibhausgasemissionen durch Flüge zu Konferenzen wirken sich indirekt auf Menschen in Armut in Entwicklungsländern aus.
Ehrlichkeit und öffentliches Engagement. „[Psycholog:innen] streben danach, der Öffentlichkeit zu helfen, fundierte Urteile und Entscheidungen in Bezug auf menschliches Verhalten zu treffen.“ Dieser Punkt impliziert, dass man ehrlich über große aktuelle soziale oder globale Probleme wie Rassismus und Klimawandel sprechen sollte. Die Bedeutung solcher Themen sollte man nicht leugnen oder so tun, als wären sie unwichtig.
Nichtdiskriminierung. „Psycholog:innen respektieren die Würde und den Wert aller Menschen…“ „Psycholog:innen sind sich kultureller, individueller und rollenbezogener Unterschiede bewusst und respektieren diese, einschließlich solcher, die auf Alter, Geschlecht, Geschlechtsidentität, Rasse, ethnischer Zugehörigkeit, Kultur, nationaler Herkunft, Religion, sexueller Orientierung, Behinderung, Sprache und sozioökonomischem Status beruhen…“ „Psycholog:innen beteiligen sich in ihrer beruflichen Tätigkeit nicht an ungerechter Diskriminierung aufgrund von… (dieselbe Liste).“ Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Psycholog:innen danach streben sollten, Kolleg:innen aus finanziell weniger privilegierten Ländern gleichberechtigt in ihre Forschungs- und Lehrprogramme einzubeziehen – auch im Rahmen internationaler Konferenzen.
Gerechtigkeit. „Psycholog:innen üben ein vernünftiges Urteilsvermögen aus und treffen Vorkehrungen, um sicherzustellen, dass ihre potenziellen Vorurteile, die Grenzen ihrer Kompetenz und die Grenzen ihrer Expertise nicht zu ungerechten Praktiken führen oder diese dulden.“ Rassismus und Emissionen, die den Klimawandel verursachen, sind Beispiele von „ungerechten Praktiken“. Beide Probleme werden hauptsächlich von reichen oder weißen Menschen verursacht, während die negativen Folgen hauptsächlich von armen oder schwarzen Menschen gespürt werden. Psycholog:innen sollten im Rahmen ihres Einflussbereichs versuchen, die Auswirkungen von Rassismus und Klimawandel zu verringern.
Psychologie und Klimawandel. Die APA hat außerdem einen ausführlichen Bericht über die psychologischen Auswirkungen des Klimawandels veröffentlicht: APA (2011). Psychologie und globaler Klimawandel.